Doch warum lösen Serien so viel aus? Warum fühlt man sich in Serien meistens heimischer als einmaligen Spielfilmen?
Die Antwort ist: die Wiederholung. Dinge kommen uns erst vertraut vor durch die Wiederholung. Dazu kann man einige Beispiele aus dem Alltag heran ziehen. Warum freundet man sich mit Menschen an? Weil man sie mehr als einmal getroffen hat. Dadurch, dass man sich zum wiederholten Mal wieder trifft, kann man auf den Dingen aufbauen, die man vom ersten Treffen noch weiß und so kann man eine Beziehung zu dem Menschen aufbauen. Wenn man jemanden ein einziges Mal trifft und daraufhin nie wieder, wird diese Begegnung und auch diese Person in Vergesseneheit geraten..
"Alles Einmalige ist langweilig - solange bis es wiederholt, wieder geholt wird." (Groddeck 1999, 177).
Das Langweilige wird auf Dauer vergessen werden und somit in der Nachwelt gar nicht mehr existieren. Die Tatsache, dass etwas wieder geholt wird, zeigt also auch, dass diese Sache so interessant war, dass sie wiederkommen sollte. Als Beispiel kann man dafür auch die Mode nehmen. Waren Pettycoats bislang nur in den fünfzigern aktuell, erlebten sie vorkurzen eine Wiedergeburt. Also hat sich der Schnitt des Pettycoats als so gut aufgewiesen, dass Modedesigner ihn wieder aufgenommen haben. (Für alle, die es nicht wissen: Ein Pettycoat ist ein knielanges Kleid mit etwas aufgebauschten Rock.) Eine Tücke gibt es allerdings, wir sprechen zwar grade von einer Wiederholung, aber mit der Wiederholung einer Sache, vollzieht sich auch eine Entwicklung. Kein Modedesigner hätte einen Pettycoat nach den Schnittmustern original aus den Fünfzigern genäht. Er hat zwar vielleicht den Grundschnitt genommen, aber das Kleidungsstück Pettycoat so weiter entwickelt, dass es in unsere Zeit passt.
So ist es ebenfalls mit Fernsehserien. Grundplots werden wiederholt, aber nicht so, wie sie schoneinmal da waren. Es ist wie ein Malbuch. Man hat eine vorgegebende Form, kann sie aber immer wieder mit unterschiedlichen Farben ausmalen. Ebenso wird durch die Wiederholung einer Serie, also dadurch, dass man immer die gleichen handelnen Personen sieht, es immer die selben Kulissen sind, die gezeigt werden, für den Zuschauer eine Art Vertrautheit mit der Serie aufgebaut. Zudem haben Seriencharaktere viel mehr Chancen sich zu entwickeln, als Filmcharaktere. Serien sind alltäglicher, es passieren viele kleine Handlungen und nicht eine große, wie im Film. Wenn man darüber nachdenkt, besteht unser ganzes Leben nur aus Wiederholungen. Jeden Tag machen wir das selbe, Kurse an der Uni wiederholen sich täglich, manche Konflikte wiederholen sich etc...
"Ohne Wiederholen keine Lust, keine Liebe, keine Form, keine Struktur, kein Leben." (Groddeck 1999, 177).
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Groddeck, Wolfram (1999): "Wiederholen". In: Bosse, Heinrich und Renner, Ursula (Hrsg): Literaturwissenschaft. Einführung in ein Sprachspiel. Freiburg i.Br., S.177-191.
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