Dienstag, 16. Dezember 2014

Foucault und mein Unverständnis

Für diese Woche gab es keine neue Aufgabe. Noch einmal hatte ich das Vergnügen mich mit den beiden Texten "Tod des Autors" von Roland Barthes und "Was ist ein Autor?" von Michel Foucault auseinander zu setzen.

Nur eins kann ich schonmal im Vorraus sagen: Ich bin verzweifelt. (Und ich weiß genau, dass Sie jetzt lachen, Herr Paßmann.)

Da ich mich ja letzte Woche eher um Barthes gekümmert habe, dachte ich, dass ich jetzt noch einmal Foucault ganz genau unter die Lupe nehmen werde. Das Hindernis: 31 Seiten. 31 Seiten in denen dieser Mann sich dafür zu rechtfertigen meint, wie "unbedeuten" seine Ideen doch seien.

"Leider ist das, was ich Ihnen heute mitbringe, viel zu unbedeutend, so fürchte ich um Ihre Aufmerksamkeit zu verdienen." (Fouault (2007[1969]), S.199)
 Warum folgen dann nach dieser Textstelle noch 30 Seiten detailierter Beschreibungen?! Die ich auch noch mehrmals gelesen habe, obwohl ich während ich diesen Text gelesen habe immer mit meinen Gedanken abgeschweift bin, ohne es zu merken. (Ich wette in diesem Hörsaal, wo dieser Vortrag gehalten wurde, haben spätestens die Letzten bei der Erwähnung Mathematischer Diskurse abgeschaltet.)
Foucaults Ideen sind für mich nicht greifbar. Irgendwo in mir schwebt eine Ahnung, was er wohl meinen könnte, doch es ist wie ein Traum, den man hatte und den man erzählen möchte, versucht man sich an Details zu erinnern um diesen Traum nachkonstruieren, verschwinden sie und man kann gar nichts mehr in Worte fassen. Ich selbst habe auch das Gefühl, dass Foucault auch nicht ganz weiß, worüber genau er redet, obwohl man das solchen schlauen Leuten nie unterstellen sollte.

Es tut mir übrigens Leid, dass ich mich nicht sehr wissenschaftlich ausdrücke und mit Fachwörtern um mich schleudere, die implizieren wie viel Ahnung ich habe, denn ich habe schlichtgesagt keine Ahnung.

Irgendwie ärgert es mich, dass ich Foucault nicht verstehe. Oder zumindest nicht so verstehe, dass ich es in Worte fassen könnte.

Gut, wenn ich Foucault nicht verstehe, dann wenigstens andere Leute, dachte ich mir und ging auf die Suche. Ich fand einen Wikipedia Artikel zu dem Text "Was ist ein Autor?" und eine Hausarbeit zum Thema auf Hausaufgaben.de.

Half auch nicht wirklich weiter.

Aber vielleicht kann ich das, was ich meine verstanden zu haben kurz zusammen fassen, damit dieser Blogpost noch wenigstens etwas Inhalt hat.

Foucault ist ebenfalls der Ansicht, dass der Autor verschwindet. Der Autor an sich ist nur ein Prinzip das je nach Zeit und Diskurs mehr oder weniger wichtig ist und auch immer anders verstanden wird. Sei es als Rechtfertigung und Bewahrheitung einer naturwissenschaftlichen Theorie im Mittelalter, ein Wertniveau oder einfach ein Name und dessen man mehrere Texte ordnen kann. Der Autor ist eine Funktion für einen Text, oder auch keine, denn der Text an sich ist etwas selbstständiges, das aus sich selber entsteht. (Vgl. Foucault (2007[1969]), S.212 ff.)

Ich hoffe in der nächsten Sitzung mehr Einsicht gewinnen zu können, denn meistens hilft es, wenn man über Texte spricht.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Ist der Autor wirklich tot?

Bin ich tot? Ist J.K Rowling tot? Oder Suzanne Collins? Was ist mit Umberto Eco?
Sind wir alle gestorben, weil wir Autoren von Texten sind? Haben wir uns, während wir unsere Gedanken und Geschichten in der Schrift verfestigt haben, aufgelöst? Ist unsere Identität mit der Schrift verschwunden und hat unser geschriebener Text uns ... umgebracht?

Bitte nicht!

Diese Woche hatte ich die Aufgabe zwei Texte zu lesen, die eine sehr komplizierte und abstrakte Theorie verfolgten. Nämlich die vom Tod des Autors. Natürlich nicht in der naiven Sichtweise in der man diesen Ansatz als erstes verstehen könnte. Ich bin wohl auf und auch die anderen genannten Personen sollten gesund aber vor allem lebendig sein. Es geht eher um den Autor allgemein und die Rolle, die er für seinen Text spielt oder es eben auch nicht tut.

Die Verfasser der beiden Texte, Roland Barthes und Michel Foucault, vertreten den Standpunkt, dass der Autor irrelevant für einen Text sei, der Text (bzw. die Schrift) eine selbständige Instanz sei und der Bezug eines Text auf den Autor nur beschränkend sei für das Verstehen und Interpretieren eines Textes. Obwohl auch der Text nur eine Aneinanderreihung an Zitaten sein solle, so also nie irgendetwas wirklich Neues sage. (Vgl. Barthes (2007[1968]), S.190). Zu dem wird auch noch von Michel Foucault der Autorenbegriff und weitere Begriffe wie "Werk" und "Schreiben" kritisiert. (Vgl. Foucault (2007[1969]), S.202 ff.)

Der Begriff des Autors ist sowohl für Michel Foucault als auch für Roland Barthes erst zur Zeiten der Aufklärung aufgekommen, als sich das Weltbild und die Fokussierung der Menschen immer mehr auf das Individuum konzentrierten. (Vgl. Fougart (2007[1969]), S.202 ;Vgl. Barthes (2007[1968]) S.186).
Für unsere jetzige Zeit werde der Begriff Autor immer unwichtiger und hinderlicher für das Verständnis eines Textes, da er eine einzig "wahre" und "richtige" Bedeutung eines Textes voraussetzt. Nämlich die Intention des Autors, sein Leben, seine Persönlichkeit, seine Erfahrungen. Man sucht den Autor in seinen Texten, obwohl er gar nicht existent sei.

"Die Schrift ist der unbestimmte, uneinheitliche, unfixierbare Ort, wohin unser Subjekt² entflieht, das Schwarzweiß, in dem sich jede Identität aufzulösen beginnt, angefangen mit derjenigen des schreibenden Körpers." (Barthes (2007[1968]), S.185).
 Der Text ist ein Beweis der Abwesenheit. Diesen Gedanken finde ich unter den vielen anderen, die in den beiden Texten vorgestellt werden mit am wichtigsten, aber auch am interessantesten. Womöglich habe ich es auch falsch verstanden, oder nur einen Bruchteil dieser ganzen Sache auffassen können, da dieser ganze Gedankengang eines abwesenden oder sogar toten Autors einerseits sehr komplex aber teilweise auch nachvollziehbar ist, in einem anderen Moment einem dann aber wieder irgendwie sinnlos vorkommt. Nach meinem Verständnis bedeutet die Schrift Abwesenheit des Autors, da er mir sein geschriebenes Wort gesagt hätte, wäre er da. Das erklärt, warum man sich zum Beispiel während einer Vorlesung Notizen macht. Um in der Abwesenheit des Dozenten trotzdem noch seine Worte und dessen Inhalt bei sich zu haben. Man schreibt Dinge auf damit Leute sie in der eigenen Abwesenheit lesen und daraus ihre Schlüsse ziehen können. Aber ist man dann nicht selbst trotzdem noch da? Existiert man nicht trotzdem noch irgendwie in seinen Worten? Natürlich kann man sich dann im Umkehrschluss fragen: "Ist es wichtig wer das "Rasen betreten verboten"-Schild verfasst hat?"

Zuletzt möchte ich eine Aussage von Barthes kritisieren.
"Das Leben ahmt immer nur das Buch nach, und das Buch ist selbst nur ein Gewebe von Zeichen, eine verlorene, unendlich entfernte Nachahmung." (Barthes (2007[1968]), S.191).
Ich möchte bitte gerne den Menschen treffen, der sein Leben nach einem Buch ausrichtet. Meiner Meinung nach ahmt ein Buch immer das Leben nach. Möge es auch das Leben in einer distopischen oder nichtexistenten Welt sein. Aber das Buch wird immer von einem lebendigen Menschen erschaffen, der seine Eindrücke aus dem Leben zwangsläufig darin einbringt. Er kann nur über das schreiben, was er selbst Erfahren hat, bzw. was er sich vorstellen könnte zu erfahren. Widerum basiert diese Vorstellung aber nur auf dem was er bereits erfahren und erlebt hat. Ein Buch handelt immer von irgendeinem Leben, sei es das der Hauptperson oder einer Menschengruppe.

Auch, möchte ich noch einmal zu meiner Einleitung zurückkommen. Vielleicht ist es irrelevant, aber ich bin sicher, dass es in jedem Text doch einen Verweis auf den Autor gibt. Möge er auch verschlüsselt und nicht erkennbar sein, aber trotzdem ist er da. Den, wenn die Person, die einen Text schreibt, nicht existent ist, dann wäre es auch nicht der Text.

Mir ist bewusst, dass ich in meinem Post jetzt nur ein paar Ideen dieser beiden Texte herausgestellt habe. Vor allem Michel Foucault wirft eine Vielfalt von Ideen und Ansätzen auf, die ich, wenn ehrlich bin, auch bei mehrmaligem Lesen dieses 31 Seiten langen Textes (wenn das wirklich eine Vorlesung war, habe ich Mitleid mit den Studenten) nicht so verstehen können, dass ich sie schlüssig und nachvollziehbar erklären könnte. Vielleicht müsste ich ihn noch ein paar Male öfters lesen, aber dazu fehlt mich leider die Zeit.

Und ich frage mich, wird dies jetzt mein letzter Blogpost sein?

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Literatur:

Barthes, Roland (2007[1968]): "Der Tod des Autors". In: Jannidis, Fotis; Lauer, Gerhard; Martinez, Matias und Winko, Simone (Hrsg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart, S. 185-193.

Foucault, Michel (2007[1969]): "Was ist ein Autor?". In: Jannidis, Fotis; Lauer, Gerhard; Martinez, Matias und Winko, Simone (Hrsg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart, S. 198-229.








Mittwoch, 26. November 2014

Kunst und Wiederholung

Jeder von uns tut es. Jeder von uns schaut Fernsehen. Ob nun aus Interesse oder aus Zeitvertreib. Und jeder von uns hat auch bestimmt, die ein oder andere Fernsehserie, die er sich vielleicht mehr oder weniger regelmäßig anschaut. Und dann gibt es noch die eine Lieblingsserie, von der man jede Folge schon dreimal gesehen hat und die Handlung aller Staffeln auswendig weiß. Man kennt jeden Charakter dieser Serie so gut, als wäre es ein Familienangehöriger und verfügt über ein stattliches Insiderwissen.

Doch warum lösen Serien so viel aus? Warum fühlt man sich in Serien meistens heimischer als einmaligen Spielfilmen?
Die Antwort ist: die Wiederholung. Dinge kommen uns erst vertraut vor durch die Wiederholung. Dazu kann man einige Beispiele aus dem Alltag heran ziehen. Warum freundet man sich mit Menschen an? Weil man sie mehr als einmal getroffen hat. Dadurch, dass man sich zum wiederholten Mal wieder trifft, kann man auf den Dingen aufbauen, die man vom ersten Treffen noch weiß und so kann man eine Beziehung zu dem Menschen aufbauen. Wenn man jemanden ein einziges Mal trifft und daraufhin nie wieder, wird diese Begegnung und auch diese Person in Vergesseneheit geraten..


"Alles Einmalige ist langweilig - solange bis es wiederholt, wieder geholt wird." (Groddeck 1999, 177).

Das Langweilige wird auf Dauer vergessen werden und somit in der Nachwelt gar nicht mehr existieren. Die Tatsache, dass etwas wieder geholt wird, zeigt also auch, dass diese Sache so interessant war, dass sie wiederkommen sollte. Als Beispiel kann man dafür auch die Mode nehmen. Waren Pettycoats bislang nur in den fünfzigern aktuell, erlebten sie vorkurzen eine Wiedergeburt. Also hat sich der Schnitt des Pettycoats als so gut aufgewiesen, dass Modedesigner ihn wieder aufgenommen haben. (Für alle, die es nicht wissen: Ein Pettycoat ist ein knielanges Kleid mit etwas aufgebauschten Rock.) Eine Tücke gibt es allerdings, wir sprechen zwar grade von einer Wiederholung, aber mit der Wiederholung einer Sache, vollzieht sich auch eine Entwicklung. Kein Modedesigner hätte einen Pettycoat nach den Schnittmustern original aus den Fünfzigern genäht. Er hat zwar vielleicht den Grundschnitt genommen, aber das Kleidungsstück Pettycoat so weiter entwickelt, dass es in unsere Zeit passt.

So ist es ebenfalls mit Fernsehserien. Grundplots werden wiederholt, aber nicht so, wie sie schoneinmal da waren. Es ist wie ein Malbuch. Man hat eine vorgegebende Form, kann sie aber immer wieder mit unterschiedlichen Farben ausmalen. Ebenso wird durch die Wiederholung einer Serie, also dadurch, dass man immer die gleichen handelnen Personen sieht, es immer die selben Kulissen sind, die gezeigt werden, für den Zuschauer eine Art Vertrautheit mit der Serie aufgebaut. Zudem haben Seriencharaktere viel mehr Chancen sich zu entwickeln, als Filmcharaktere. Serien sind alltäglicher, es passieren viele kleine Handlungen und nicht eine große, wie im Film. Wenn man darüber nachdenkt, besteht unser ganzes Leben nur aus Wiederholungen. Jeden Tag machen wir das selbe, Kurse an der Uni wiederholen sich täglich, manche Konflikte wiederholen sich etc...

"Ohne Wiederholen keine Lust, keine Liebe, keine Form, keine Struktur, kein Leben." (Groddeck 1999, 177).

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Groddeck, Wolfram (1999): "Wiederholen". In: Bosse, Heinrich und Renner, Ursula (Hrsg): Literaturwissenschaft. Einführung in ein Sprachspiel. Freiburg i.Br., S.177-191. 

Mittwoch, 19. November 2014

Content Analysis und Umberto Eco

1989 veröffentlichte Klaus Krippendorff seine Theorie Content Analysis. In dieser beschreibt er, wie mit Hilfe der Content Analysis Unterschiede zwischen den Darstellungen von Sachverhalten durch verschiedene Medien, die Entwicklung von der Darstellung von Personengruppen im Laufe der Geschichte, Änderungen von politischen Systemen im Laufe der Zeit etc herausfinden und untersuchen kann. Krippendorff beginnt damit, dass Informationen (engl. data.) immer in einem gewissen Kontext zu einer bestimmten Personengruppe stehen und die Auffassung dieser Informationen immer etwas über den kulturellen und soziopolitischen Hintergrund dieser Gruppe aussagen. Ebenfalls sagen aber auch die Informationen selbst viel über ihren Ursprung bzw eher Schöpfer oder Erzeuger aus. Content Analysis setzt also da an, dass sie Informationen (Daten) im Bezug auf ihren Kontext analysiert und gültige Schlüsse daraus zieht. Diese Informationen bekommen Forscher aus Quellen wie den öffentlichen Medien, Zeitungen, Büchern, Bildern aber auch aus Tagebuchberichten, Briefen, Aufnahmen von therapeutischen Sitzungen etc, obwohl letzteres eher unoffensichtliche Quellen sind, im Gegensatz zu den erstgenannten Beispielen. Die Methode wird vor Allem in der Sozialwissenschaft, in der Geschichtswissenschaft aber auch in der Literaturwissenschaft angewendet werden.
Da der Analyseprozess bei der Content Analysis immer objektiv vorgegangen wird, (obwohl sich über den Begriff "Objektivität" streiten lässt.) können bei der Forschung interessante Sachen heraus kommen. Zum Beispiel ist eine Text sehr wichtig geworden in einer Art, die die Kultur aus dem er stammt, nicht beabsichtigt hat. (Vgl. Krippendorff 1989, 404)
Zusammengefasst ist die Content Analysis dazu da, um Sachverhalte aufzuspüren, die so nicht sofort offensichtlich sind.

"Why would one want to infer media attention if attention were measurable directly, or why would one want to infer Kennedy's changing attitudes during the Cuban Misile Crisis from his communications if it were possible to interwiev him?" (Krippendorff 1989, 407)

Damit hat er das wichtigste genannt. Wenn wir Sachen in den Geistes-und Sozialwissenschaften genau messen oder standardisieren könnten (wie in der Naturwissenschaft zu großen Teilen), dann müssten wir nicht so lange analysieren, dass wir ganz viele Informationen zusammen werfen und aus den Gemeinsamkeiten, die alle miteinander zu haben scheinen ein Ergebnis herraus zu kristalisieren. Ebenso müssten Geschichtswissenschaftler sich nicht durch riesige Berge an Quellenmaterial arbeiten, wenn sie die historische Persönlichkeit, dessen Motive sie erforschen wollen, einfach fragen könnten. Leider ist dies realistisch gesehen nicht möglich, da die meisten historischen Persönlichkeiten schon tot sind.

Doch Moment, das geht doch in manchen Fällen noch. Gorbatschow zum Beispiel lebt noch. Theoretisch könnte man ihn noch zu seinen Motiviation was Glasnost und Perestroika betrifft Fragen.

Doch genau hier würde sich jetzt Umberto Eco einschalten und widersprechen. Gut, ich gebe zu, dass es gewagt ist, sich von einem geschichtswissenschaftlichen Beispiel aus wieder zurück zu Literaturwissenschaftlichen Theorien zu begeben. Aber letztlich beschäftigen sich Geschichtswissenschaftler zum aller größten Teil auch nur mit Literatur, oder?
Na ja, diese Frage lasse ich einmal offen stehen, sonst kommen wir zu sehr vom Thema ab.

In seinem Vortrag Zwischen Autor und Text, beschreibt Umberto Eco wie sehr das Textverständnis vom Leser abhängig ist. (Was auch eigentlich logisch sein sollte, immerhin habe ich ja schon in den vorherigen Posts schon intensiv damit beschäftigt, vor allem im Sartrepost. Wir erinnern uns: der Leser vervollständigt den Text erst und der Text ist erst ein Text, wenn er gelesen wird. Ganz grob gesagt.)  Zusammengefasst erklärt Eco zum einem, dass man als empirischer Leser den kulturellen und sprachlichen Hintergrund des empirischen Autors anerkennen muss um auch dessen Text interpretieren zu können. Wenn man den Autor allerdings nicht kennt, beginnt der Leser auf seinem eigenen kulturellen und sprachlichen Hintergrund zu interpretieren. (Vgl. Eco 1996, 280) Wobei er allerdings nicht über den Text an sich, sondern über den Autor und seine Motive diesen Text zu schreiben, zu spekulieren beginnt (Vgl. Eco 1996, 281). Doch genau in diesem Moment macht der Text sich selbstständig. Jeder weiß, dass ein Text aus Wörtern besteht und diese Wörter sind festgelegt. Das Problem ist allerdings, dass jeder jedes Wort immer ein bisschen anders versteht als der andere. (Wenn ich jetzt den Begriff "Haus" in den Raum werfen würde, würde jeder meiner Zuhörer ein anderes Haus vor seinem innerem Auge haben, als ich und die anderen im Raum.)
Der Autor kann Motive und Verweise in seinem Text einbauen, doch nicht jeder Leser würde sie erkennen und somit den Text anders auffassen, als ein Leser, der diese erkennt. Der Autor kann seine Intention also andeuten, aber nicht konkret in seinem Text nennen, denn jeder Leser ist unterschiedlich und so kann es unendliche verschiedene Versionen des Textverständnis und der daraus geschlussfolgerten Intention des Autors kommen.
Umberto Eco erfuhr in seiner Rolle als Autor selbst, dass Leser in seinen Texten Motive und Intentionen fanden, die er selbst gar nicht beabsichtigt hatte. So würde er also der Content Analysis widersprechen, denn man kann nie genau bestimmen, was ein Autor intendiert. Es wird immer ein schwammiges Konstrukt bleiben. Ebenfalls, kann man nie objektiv analysieren, weil man sich nur auf seinen persönlichen Horizont und seine persönlichen Erfahrungswerte beziehen kann.

Meiner Meinung nach ist die Content Analysis eher mehr ein Modell für die Sozialwissenschaften, als für die Literaturwissenschaften, weil sie sich eher auf Volksguppen und auch politische Sachen konzentriert und demnach abweicht von den Literaturwissenschaftlichen Modellen, die ich bislang kennen gelernt habe. Allerdings möchte ich damit nicht sagen, dass Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft nicht mit einander verwandt sind und sage auch, dass die Content Analysis auch Literaturwissenschaftliche Züge hat.

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Quellen:

Krippendorff, Klaus (1989): "Content Analysis". In: E. Barnouw et al. (Hrsg): International Encyclopedial of Communication. New York, S. 403-407

Eco, Umberto (2007 [1996]): "Zwischen Autor und Text". Jannidis, Fotis; Lauer, Gerhard; Martinez, Matias und Winko, Simone (Hrsg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart, S. 279-294


Mittwoch, 12. November 2014

Texte sind dreidimensional

Diese Woche hatte ich die Aufgabe mich mit dem Text von Klaus Weimar  Wo und was ist der Erzähler? auseinanderzusetzen, beziehungsweise mich ersteinmal mit den Suchkatalogen in der Universität intensiv zu beschäftigen. Somit kommt mein Post etwas spät, weil ich es erst gestern geschafft habe, diesen Text endlich zu finden. Leider werden meine Ausführungen heute auch etwas ungenauer sein, weil ich dank meiner langen Textsuche nicht mehr so viel Zeit hatte, mich mit dem Text an sich genauer beschäftigen zu können.

Klaus Weimar stellt in seinem Aufsatz über den Erzähler den Text in einer sehr interessanten Weise dar.

"Texte, so scheint es, sind recht bevölkerte Gegenden. Regelmäßig angetroffen, so sagt man, werden dort fünf Stämme." (Weimar 1994, S.496)
Er impliziert damit, dass Texte wie Landschaften oder Ortschaften sind in denen die für einen Text wichtigen Personen, wie implizierte Autoren, Erzähler, Adressaten, implizierte Leser und Figuren, leben. Der Text ist also nicht mehr ein Konstrukt von Buchstaben auf Papier, sondern ein theoretischer Ort. Interessant ist auch, dass Weimar das Wort "topographisch" (S.497) in diesem Zusammenhang nennt. Ein Begriff, der eigentlich eher in der Geographie heimisch ist. (Zumindest meinte das mein Duden Fremdwörterbuch.)
In diesem Modell betrachtet ist die Frage "Wo ist der Autor?" leicht zu verstehen. Man könnte darüber nachdenken, wo in diesem Ort wohnt denn der Erzähler? Auktorialweg 10? (Um es jetzt mal ganz plumb darzustellen.) Leider ist die Betrachtung eines Textes doch nicht so simpel und Weimar verharrt zudem nicht in diesem Ortsbild des Textes, sondern beschreibt ihn als eine Art dreidimensionales, ineinander geschichtetes Kommunikationsmodell.

Eigentlich sollte ich erörtern, welchen Roman/Serie/Film ich durch Weimars Theorie besser verstehe. Leider ist es eher andersherum gelaufen. Durch die Serie die Simpsons konnte ich mir die Theorie erklären und werde meinen Gedankengang nocheinmal hier ausführen.

"Manchmal macht es den Eindruck, als stelle das topographische Modell schematisch einen Kommunikationsprozess dar, in dem ein Sender (Autor) mittels eines zweiten Senders (impliziter Autor) und eines dritten Senders (Erzähler) eine Nachricht (Geschichte mit Figuren) auf dem Wege über einen dritten Empfänger (Adressat) und einen zweiten Empfänger (implizierter Leser) übermittelt." (Weimar, 1994, S.497)

Hört sich super an! Der Kommunikationsprozess einer Geschichte ist damit ziemlich verschachtelt. Ich habe mir an den Rand eines Textes eine kleine Zeichnung dazu gemalt und plötzlich musste ich an eine Folge der Simpsons denken, die ich vor einigen Tagen gesehen hatte.

Die Familie Simpson machte einen Ausflug in eine Tropfsteinhöhle, leider brach Homer eine Tropfsteinsäule ab und löste damit aus, dass es zu einer Art Steinschlag kam und die Simpsons in einen versteckteren Gang der Höhle geschleudert wurden. Aufgrund seines Körperumfangs blieb Homer in einem zu schmalen Gang der Höhle stecken und während Marge und Bart sich auf die Suche nach einem Ausgang machten, sollte Lisa ihm eine Geschichte erzählen.

Klären wir jetzt die Situation Lisa ist die Erzählerin (dritter Sender) und Homer der Adressat (dritter Empfänger). Ich bin der Leser (in diesem Fall eher Zuschauer und erster Empfänger ) und Matt Groening (erster Sender). Damit aus auch nicht zu einfach ist komunizieren als zweiter Sender und Empfänger auch noch das Bild, dass sich Groening von mir als Zuschauer macht und das Bild, das ich von Groening habe noch miteinander.

Lisa beginnt jetzt also zu erzählen, wie sie sich zu Mister Burns Haus verlaufen hat, weil sie beide von einem wildgewordenen Elch (oder so etwas in der Art...) gejagt worden sind und letztlich mit Mister Burns auf dessen Dachboden Schutz vor dem Elch findet, der ein Stockwerk unter ihnen am toben ist. In ihrer misslichen Lage beginnt Mister Burns nun Lisa eine Geschichte zu erzählen. In dieser Geschichte handelt es davon, dass Mister Burns sein ganzes Geld verloren hat und bei Moe in der Kneipe arbeiten muss. Während einer Schicht findet Mister Burns einen Brief von Moe in dem Moe die Liebesgeschichte von ihm und der Lehrerin beschreibt und in dieser Geschichte wird wiederrum noch eine Geschichte erzählt.

"Die Kommunikationsniveaus staffeln sich perspektivisch hintereinander wie ein Hologramm sozusagen in die Tiefe des Papiers hinein. Und dann sieht man, was da eigentlich abgebildet ist , eine veritable mise en abîme nämlich, weil das topographische Modell immer wieder in sich selbst eingeschachtelt ist und sich trichterförmig nach 'hinten' ins Unendliche verliert." (Weimar (1994) S. 497)
 Wie Weimar beschreibt werden in dieser Folge immer mehr Geschichten ineinander verschachtelt, dass man als Zuschauer schon den Überblick verliert und nicht mehr weiß, dass die Ausgangssituation ja eigentlich nur Homer und Lisa in dieser Höhle sind. Es ist so, als würde man im Traum aus einem Traum aufwachen, man geht durch ganz unterschiedliche Sphären bis man wieder am Ausgangspunkt ist. Das ein Text solche Möglichkeiten bietet finde ich unglaublich.

Doch stellt sich nur noch eine Frage: Wo ist denn der Erzähler in diesem ganzen Konstrukt und was ist er?
Ich finde, dass man den Leser und den Erzähler mehr miteiander in Verbindung bringen sollte. Immerhin ist der Leser auf den Erzähler angewiesen. Der Erzähler übernimmt in einem Text für uns ja die Instanz des Handelnden. Ein Erzähler führt uns durch die Geschichte, wir sehen die intradiegetischen Geschehnisse nur durch die Augen des Erzählers. Als Leser ist man machtlos, man hat keine eigene Entscheidungsgewalt in einem Text, man muss das hinnehmen was kommt, man muss fühlen, was der Erzähler uns fühlen lassen will. Der Erzähler manipuliert uns in der Art wie er erzählt und Sachen darstellt. So gesehen würde ich sagen, dass der Erzähler überall in der Geschichte ist, weil wir als Leser immer nur den Teil einer Geschichte sehen, den auch der Erzähler sieht.

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Quelle: Klaus Weimar, Wo und was ist der Erzähler?, MLN, Vol. 109, No 3, German Issue (Apr., 1994), S. 495-506, veröffentlicht: The Johns Hopkins University Press


Mittwoch, 5. November 2014

Impliziter Autor?

Wem ist das nicht schon einmal passiert? Man liest einen spannenden Thriller, der gleichzeitig viel zu blutrünstig, aber auch gleichzeitig viel zu spannend ist, um ihn aus der Hand zu legen und während des Lesens stellt man sich immer wieder die Frage: "Welche gestörte und geniale Seele hat sich so etwas ausgedacht?", bis man voller Neugierde den Klappentext hinten aufschlägt und geschockt das Foto eines alten, komplett langweilig aussehenden Mannes vorfindet. Das Bild von dem schwarzhaarigen, fies lachenden Autor verschwindet und man stellt fest, dass der wirkliche Autor auf dem schwarzweiß gehaltenen Foto, auch der ehemalige Deutschlehrer sein könnte.

Vor ein paar Jahrzehnten stellte ein amerikanischer Literaturwissenschaftler namens Wayne C. Booth die Theorie eines "impliziten Autors" in seinem Werk The Rhetoric of Fiction (1961) auf. Booth kommt zu der Annahme, dass zu jedem geschriebenen Text auch ein immer ein implizierter Autor gehöre. Dieser sei sogesehen eine andere Version des Autors selbst und in jedem Text dieses Autor käme eine andere "implizierte" Version dieses Autors vor. Die Art, wie dieser implizierte Autor dann allerdings aussehen soll, ist dem Leser überlassen.

"Wie unpersönlich er auch zu sein versucht, sein Leser wird sich unweigerlich ein Bild von dem offziellen Schreiber konstruieren, der auf diese Art und Weise schreibt." (Booth, 1961)
Die Schreibweise des Autors beeinflusst also nicht nur den Leser in der Hinsicht, wie er sich das Geschriebene vorstellen soll, sondern der Leser versucht auch damit ganz automatisch Hinweise über den Autor herauszufinden. Wieso sonst, sollte man versuchen eine Intention des Autors herauszufinden? Man möchte wissen, welcher Typ hinter diesem Text steckt und da der Text der einzige Anhaltspunkt ist mit dem wir uns auf die Persönlichkeit des Autors beziehen können, konstruieren wir das Bild des Autors auf dieser Basis, das nicht dem realen Autor entspricht.

Gegen diese Theorie gibt es allerdings auch Gegenstimmen. Eine von diesen ist der französische Literaturwissenschaftler Gérard Genette.
"Eine Fiktionserzählung wird fiktiv von ihrem Erzähler produziert und faktisch von ihrem (realen) Autor; zwischen ihnen wird kein Dritter aktiv." (Genette, 1983)
 Die Instanzen des Autors und des Erzählers sind laut Genette, also so ausfüllend für den Text, dass es keinen Platz mehr für einen implizierten Autor mehr gibt, denn der Erzähler ist intradiegetisch die Hauptinstanz für die Existens des Textes, während der Autor es extradiegetisch ist.Genette begründet in Nouveau discours de récit ("implizierter Autor, implizierter Leser?), dass die Instanz des implizierten Autors überflüssig sei und nennt dafür mehrere Beispiele. Letztendlich kommt Genette zum Schluss, dass nicht der Leser den Autor impliziert, sondern der Autor den Leser.

"Der Autor einer Erzählung wendet sich, wie jeder Autor, an einen Leser, den es in dem Moment, wo er sich an ihn wendet, noch nicht gibt und vielleicht nie geben wird." (Genette, 1983)
 Der Autor bildet sich im Moment des Schreibens einen Leser ein für den er diesen Text schreibt, denn man bildet sich immer jemanden ein, der seinen Text lesen wird. Auch ein Eintrag im Tagebuch ist für einen Leser geschrieben worden. Sei man es selbst in dreizig Jahren, oder Familie, Freunde und Exfreund, denen dieses Buch nach dem persönlichen Ableben in die Hände fällt. Wenn man sich zu hundertprozent sicher ist, dass es keinen Leser gibt oder geben wird (noch nicht einmal Archäologen, die das Werk tausend Jahre später ausgraben und entschlüsseln werden), dann schreibt man nicht.

So unterstütze ich schonmal Genettes These des implizierten Lesers, aber ich unterstütze auch Booth in seiner Vorstellung des impliziten Autors. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich beide Konzepte dieser Autoren richtig verstanden habe, denn die Texte waren jeweils sehr kompliziert und schwer zu lesen/bzw. zu verstehen. Allerdings habe ich durch die Lektüre der beiden Texte wieder einige Erkenntnisse gewinnen können. Zum einen meine obengenannte Es-muss-immer-einen-Leser-geben-Erkenntnis und zum anderen, dass man Booths Theorie des impliziten Autors auf unser heutiges Leben in socialmedia und co übertragen kann. Denn durch die Bilder, die wir bei Instragram veröffentlichen und durch Posts und Bilder bei Facebook wollen wir doch auch immer selbst, den anderen ein gewisses Bild von uns vermitteln. Wir wollen durch das was wir posten und veröffentlichen so auf andere wirken, wie wir selbst gerne sein wollen würden. Zum Beispiel besonders schön (nur die zum zehnten Mal bearbeiteten Fotos werden hoch geladen), beliebt (das Foto mit den meisten Leuten drauf kommt hinterher), intelligent (Ich poste meinen philosophischen Gedanken). MIt all diesen Sachen implizieren wir den anderen eine Persönlichkeit, die wir vielleicht gar nicht sind, aber durch unsere geposteten Sachen wirken wir so.

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Quellen:
Booth, Wayne C. (2007 [1961]): "Der implizierte Autor". In: Jannidis, Fotis; Lauer,Gerhard; Martinez, Matias und Winko, Simone (Hrsg.): Texte und Theorie der Autorschaft. Stuttgart, S.142-152

Genette, Gérard: "Implizierter Autor, implizierter Leser?". In: Jannidis, Fotis; Lauer,Gerhard; Martinez, Matias und Winko, Simone (Hrsg.): Texte und Theorie der Autorschaft. Stuttgart, S. 233-246


Dienstag, 28. Oktober 2014

"Was will uns der Autor damit sagen?"

"Was will uns der Autor damit sagen?"

Ich hatte das Glück diese Frage nie gestellt zu bekommen, denn mein Deutschlehrer hat diese Art von Ausgangsfragestellung für die Interpretation eines Textes stets abgelehnt.
Allerdings habe ich mir diese Frage dann öfters zu Hause gestellt, wenn ich über Texten brütete, die für mich keinen Sinn ergaben.
"Was will mir der Autor denn bitte mit dieser Aneinanderreihung von Wörtern sagen?!"
"Wer schreibt denn bitte so einen Mist, den niemand verstehen kann?!"

Aber sollte man sich nicht lieber die Frage stellen: "Will uns der Autor überhaupt etwas sagen?"

In meinem beiliegenden Text von Wiliam K. Wimsatt und Monroe C. Beardsley wird diese Frage eindeutig beantwortet.

"Die Wörter eines Gedichts entspringen, wie Professor Stoll bemerkt hat, einem Hirn und nicht einem Hut."

Folglich, jemand muss sich etwas gedacht haben, als er sein Werk verfasste. Doch manchmal ist es schwierig die Intention eines Autors zu erkennen, die in seinem Schriftstück steckt. Lyrik ist komplex und kann alles beschreiben. Simple Gegenstände und Dinge wie zum Beispiel einen Apfel oder einen Baum, aber auch persönliche Gefühlsempfindungen, Gedanken und Handlungen. Bei den drei letzteren Punkten wird es komplizierter eine gewisse Intention zu erkennen, denn wir können die Welt nur aus unseren Augen sehen und nicht aus den Augen des Autors. Unser Verstehenshorizont basiert auf unseren persönlichen Erfahrungen, während der Verstehenshorizont des Autors auf dessen Erfahrungen basiert, die er womöglich in seinen Schriftstücken verarbeitet.

Kann man also eine bestimmte Intention des Autors als Außenstehender überhaupt festlegen?

"Das Gedicht ist weder das Eigentum des Literaturwissenschaftlers noch des Autors (es wird im Moment seiner Fertigstellung vom Autor getrennt und geht in die Welt, seiner Verfügungsgewalt und seiner Kontrolle entzogen). Das Gedicht gehört der Öffentlichkeit."

Ein Gedicht ist ein selbständiger Gegenstand, den jeder so nutzen kann, wie er es gerne möchte. Vielleicht gelingt es einem Autor, die Absicht seines Verfassens oder seine Botschaft sehr gut darin zu verpacken, doch letztlich liegt es bei dem Leser und an seinem Verstehens-und Interpretationshorizont eine bestimmte Intention aus dem Schriftstück zu ziehen.

Letztlich also kann man die genaue Intention eines Autors nie festlegen, denn es ist nie sicher wie biographisch ein geschriebenes Werk ist und welche Erfahrungen genau der Autor darin verarbeitet. Vielleicht kann der Autor selbst gar nichts konkretes zu seiner Intention sagen, sondern hat sein Schriftstück nur aus einem Gefühl heraus verfasst.
In beiden Fällen kann der Autor aber eines nicht tun und zwar konkret etwas "sagen" bzw "aussagen" wie es der Autor Stromrechnung oder Mahnung möchte. Deren Intention ganz einfach erkennbar ist nämlich: "Geben Sie uns Ihr Geld."

Quelle: Texte zur Theorie der Autorenschaft, herausgegeben und kommentiert von Fotis Jannidis, Gehard Lauer, Matias Martinez und Simone Winko. Der untentionale Fehlschluss von William K. Wimsatt/ Monroe C. Beardsley S.84-105

Dienstag, 21. Oktober 2014

Warum bloggen?

Für diese Woche habe ich die Aufgabe bekommen mich mit der Frage "Warum Menschen bloggen?" genauer auseinanderzusetzen. Zur Hilfe hatte ich dazu zwei Texte. Einmal "Warum schreiben?" von Jean-Paul Sartre zum anderen einen Lexikoneintrag zum Thema Schreiben aus dem "Lexikon der Literaturwissenschaft". Ich muss ehrlich sagen, dass mir Letzter nicht sehr viel weiter geholfen hat. Was vielleicht auch daran liegen könnte, dass ich mich über das Wochenende mehr mit Jean-Paul Sartres Text beschäftigt habe. 
Ich war ziemlich ratlos, wie ich diesen Post gestalten sollte, doch letztendlich hatte ich eine Art "Geistesblitz".

Also, warum bloggen Menschen? 

Wenn wir "bloggen" als Synonym für "schreiben" setzen, könnte uns Jean-Paul Sartre in seiner Ausführung schon genug Antworten darauf geben. Allerdings ist Sartres Text ziemlich lang und ausschweifend. So werde ich versuchen seine Ansichten etwas kürzer und hoffentlich auch verständlicher hier zusammenfassen zu können. Zuersteinmal muss man sich damit beschäftigen, was denn so ein "Blog" überhaupt ist und was ihn- zum Beispiel -von einem Hammer unterscheidet. 

Im Gegensatz zu einem Hammer hat der Blog keinen Zweck. Mit einem Hammer kann man Nägel in die Wand schlagen (zumindest meistens, außer man wohnt in meinem Stahlbetonbau), Dinge zerstören, oder zusammenhämmern. Der Hammer ist ein Werkzeug. Der Blog ist etwas anderes. Ein Blog ist literarisch in gewisser Weise. Also erfüllt er keinen wirklichen Zweck, wie es ein Werkzeug tun würde. Doch was tut er dann? Wenn man gerne seine schlauen Gedanken und seine tollsten Erlebnisse festhalten möchte, warum schreibt man dann nicht ein persönliches Tagebuch? Warum grade einen Blog?

Weil etwas fehlt. Warum schreibt man? Klar, damit es später gelesen wird! Allerdings nicht von einem Selbst. Denn man kann seine eigenen Texte nicht so lesen, wie es ein Fremder tun würde. Die meisten kennen das Problem, bei einer ganz simplen Sache: Man hat einen wichtigen Text geschrieben und gibt ihn nun jemand anderem, damit dieser jemand die Rechtschreibfehler darin korrigiert. Aus dem einfach Grund: Man selbst erkennt seine Fehler in eigenen Texten nicht. Vielleicht, weil diese Worte vorher im Kopf waren, bevor sie auf dem Papier standen, weil man keine Objektivität zu diesem Text hat.Vielleicht, weil man selbst dieser Text ist?

Gut, bei einer gefälschten Entschuldigung ist diese Behauptung jetzt sehr weit hergeholt. (Sartre hat auch bestimmt nicht an solche Schriftstücke gedacht, als er seinen Text verfasste), doch kommen wir auf den Blog zurück. Ein Blog ist etwas Persönliches. Wir geben etwas von uns Preis. Unser Leben, unsere Gedanken. Doch warum müssen wir unsere in Schrift verfassten persönlichen Dinge öffentlich stellen? 

 Wir schreiben sie nicht für uns. Ein Text, Roman, ein Gedicht und so weiter ist nicht vollständig, bis ihn jemand anderes liest. Wenn wir unsere eigenen Blogs durch gehen, werden wir nie etwas Neues finden. Weil alles, was dort ist, von einem selbst stammt.Wir wissen, was kommen wird, wenn wir runtersrollen, wir kennen unsere Formulierungen und Gedankengänge, die wir ausgearbeitet haben. Es fehlt die Objektivität und die Unwissenheit, eines anderen um diesen Blog so betrachten zu können, wie er betrachtet werden sollte. Als eine spannende, interessante, lustige oder informative Sache, die bei uns neue Gedanken aufwirft.
 Sartre verwendet in seiner Aussführung sehr oft den Begriff der Freiheit. Wir haben die Freiheit unseren Blog so zu gestalten, wie wir wollen, allerdings müssen wir (als Autoren) auch akzeptieren, dass sich der Leser auch die Freiheit nehmen muss um unseren Blog zu lesen. Außerdem muss der Leser die Freiheit, wie wir mit unseren Blog umgehen, akzeptieren. Oder den Blog nicht weiter lesen. Fast genauso erklärt es nämlich Sartre. 

Zum Schluss möchte ich noch einmal meinen oben erwähnten "Geistesblitz" erwähnen. Als ich noch vor ein paar Minuten über Sartres Ausführung saß, fühlte ich mich auf einmal ertappt, als ich die Stelle las, wo er meinte, dass ein literarisches Werk ohne Leser unfertig sei. Ich hielt inne und dachte nach und plötzlich fiel mir ein, dass ich meine Freunde mehr oder weniger dazu aufgefordert habe, meinen Blog zu lesen. Diesem Appell ist letztlich dann doch nur bislang ein Einziger nach gekommen ( Dankeschön!). Immerhin kann ich sie nicht zwingen, meinen Blog zu lesen. Und genau diese stupide Tatsache war schließlich der Schlüssel dafür, dass ich Sartre verstehen konnte. Der Blogger/Autor ist von seinen Lesern abhängig. Zum einen, weil der Text durch das Lesen und die Verstehensweise eines anderen erst wirklich zu etwas Lebendigen und Fertigen wird. Außerdem hat jeder Text eine Art Appell oder Botschaft, die der Autor seinem Leser übermitteln will und ihn auffordert etwas daraus zu machen. Ohne Leser allerdings, verschwindet diese Botschaft/ dieser Appell wieder und bleibt beim Autor. So wie sie/er es war, als es noch keinen Text darüber gab. 

Warum bloggen Menschen, also? Weil, sie sich anderen mitteilen wollen. Ihre Leser auffordern wollen über Themen nachzudenken und vielleicht dann andere Lösungen erhalten, auf die sie selbst nie gekommen wären. Vielleicht auch, weil sie Tipps zu einem besseren Lebensstil wollen oder einfach, weil sie eine Reflexion auf ihr Leben und sich selbst haben möchten.


Donnerstag, 16. Oktober 2014

Was haben Goethe, die Jolie, Süßigkeiten und eine Montageanleitung gemeinsam?

Hallo liebe Blogger-Gemeinde,

Herzlich willkommen auf meinem ersten Blog! Im Rahmen eines Seminars habe ich die länger andauernde Aufgabe bekommen einen Blog zu erstellen, in dem ich mich mit verschiedenen Themen und Begriffen der Literaturwissenschaft auseinander setzen werde. Doch Stopp! Das Fenster bitte jetzt nicht wieder schließen. Wer Angst hat sich absolut genialen, revolutionären und gleichzeitig einschläfernd langweiligen Ergüssen meines literaturwissenschaftlichen Geniusses ausgeliefert zu fühlen, den kann ich beruhigen. Ich bin noch ganz am Anfang meines Studiums und eigentlich genauso schlau wie ihr alle da draußen. Na gut mit Ausnahme meines Dozenten (der auch bestimmt der einzig treue Follower sein wird. Viele Grüße!).

Neben den Fragen und Antworten, die sich während meiner Lektüren aufwerfen werden und die ich dann hier in Posts in Worte fassen werde, wird bestimmt auch immer etwas zu dem Essen kommen, dass mich bei meiner Schreibarbeit immer treu begleitet. Immerhin ist ja die Aufschrift auf dem Papier eines Schokoriegels Literatur im weitesten Sinne. (Momentan habe ich aber eher Multivitamintraubenzuckerlollis - ein langes Wort -auf meinem Schreibtisch liegen.) Doch egal, ob die Bücher in meinem Regal, die Frauenzeitschrift auf meinem Bett und die Montageanleitung meines Rollos, alles ist Literatur. Literatur ist alles, was Buchstaben hat. Oder auch nicht? Gibt es auch so gesehen "buchstabenlose" Literatur? Und was ist Literatur eigentlich überhaupt dann?

Ich  bin mir da noch sehr im Unklaren, aber vielleicht werde ich bald eine Antwort darauf finden können...